Sitzbank (Modellreihe Nr. 715/c), Entwurf Gustav Siegel, Ausführung Jacob & Josef Kohn, Wien, vor 1900; Grassi-Museum für Angewandte Kunst Leipzig
Bäume wachsen gerade in den Himmel – mal mehr, mal weniger. Doch der Tischler Thonet wollte Kunst statt Natur, rund geschwungenes Holz, ohne zu schnitzen. Sanft im Wasserdampf gebogen, gelang ihm die Möbelrevolution: Das Patent von 1842 zum Holzverbiegen wird ihn zu völlig neuen Formen inspirieren – leicht und haltbar, mit sehr geringem Materialaufwand. Und nicht nur Thonet, den späteren Designer etlicher Ikonen. Fortan erschließt sich der ganzen Möbelindustrie ein völlig neues Formenrepertoire. Die Wiener Brüder Kohn, Thonets schärfste Konkurrenten, bogen Holz bald sogar noch deutlich schneller: Minutenwerk war nun, was vorher mehr als eine Stunde brauchte, und es trieb die Möbelproduktion effizient voran. Doch erst zur Weltausstellung 1900 setzten die Gebrüder auch auf Gestaltung wie schon jahrzehntelang auf Masse. So wie in Gustav Siegels Sitzbank aus Buche mit ihrem dreidimensionalen Bugholz für Rückenlehne und die vorderen Beine: Die Weltausstellung brachte einen Grand Prix für die Bank und den Entwerfer Siegel, den die Brüder Kohn alsbald zu ihrem Chefdesigner erkoren. Gebogen und zugleich im rechten Winkel, ganz ohne Zierwerk und geprägt vom Jugendstil, weist die Sitzbank weit hinaus in Richtung Bauhaus und Werkbund.
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Chairs!
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